Veröffentlicht im Beiblatt Nr. 2 zum A.Bl. vom 9. September 2008, Nr. 37.
(1) Für den Bau der Schulgebäude, in denen das Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer Sprache und das Institut für Musikerziehung in italienischer Sprache ihre Lehrtätigkeit ausüben, gelten neben den mit Dekret des Landeshauptmanns vom 14. Jänner 1992, Nr. 2, in geltender Fassung, genehmigten Schulbaurichtlinien auch die technischen Richtlinien laut den Anhängen A und B.
(2) Die im Anhang A enthaltenen technischen Richtlinien gelten auch, beschränkt auf das 6. Kapitel "Raumakustik", für das Konservatorium.
(3) Die Rechtsvorschriften des Landesgesetzes vom 21. Mai 2002, Nr. 7 - "Bestimmungen zur Förderung der Überwindung oder Beseitigung architektonischer Hindernisse", in geltender Fassung, gelten sowohl für die Außen- als auch für die Innengestaltung.
Dieses Dekret ist im Amtsblatt der Region kundzumachen. Jeder, dem es obliegt, ist verpflichtet, es zu befolgen und für seine Befolgung zu sorgen.
Die von einer Schallquelle im Raum ausgehenden Schallwellen werden an den Raumbegrenzungsflächen mehr oder weniger stark reflektiert oder absorbiert. Der im Raum auftretende Schallpegel setzt sich aus Direktschall und reflektiertem Anteil zusammen; man spricht dabei von diffusem Schallfeld. Wie stark die Reflexion ist, hängt von der Beschaffenheit der Raum begrenzenden Oberflächen ab. Wird ein großer Anteil der Schwingungsenergie absorbiert, so ist der reflektierte Anteil gering, wobei man von hoher Schallabsorption spricht. Der Schallabsorptionsgrad α wird wie folgt definiert:
nicht reflektierte Schallenergieα= ------------------------------------------auftreffende Schallenergie
α= 1 bedeutet vollkommene Absorption (keine Reflexionen)α= 0 bedeutet vollkommene Reflexion (keine Absorption).Der Absorptionsgrad von Materialien ist den technischen Datenblättern (Laborprüfzeugnissen) zu entnehmen oder anhand von Labormessungen festzulegen.Die äquivalente Schallabsorptionsfläche A (A = α x S, wobei S = Fläche) bestimmt die Halligkeit eines Raumes, welche physikalisch durch die Nachhallzeit T gekennzeichnet wird. Unter Nachhallzeit versteht man die Zeit, in der nach Beenden der Schallabstrahlung in einem Raum der Schalldruck auf ein Tausendstel seines Ausgangswertes, d. h. der Schalldruckpegel um 60 dB gesunken ist. Die Nachhallzeit T ist abhängig vom Raumvolumen V und von der äquivalenten Schallabsorptionsfläche A.
T= 0,163 V/A [Sekunden]
Tabelle 1 Zusammenhang zwischen äquivalenter Schallabsorptionsfläche A und Nachhallzeit T für verschiedene Raumvolumina V
Anhand der Tabelle 1 kann bereits in der Planungsphase die Nachhallzeit annähernd bestimmt werden. Siehe als Beispiel die gestrichelt gekennzeichneten Diagrammlinien: um in einem Raum mit einem Volumen von 100 m3 eine Nachhallzeit von ca. 0,5 s zu erreichen, ist eine äquivalente Schallabsorptionsfläche von ca. 30 m2 erforderlich.
Die Nachhallzeit wird als Maßstab und Zielgröße raumakustischer Planung im Frequenzbereich von 60-4000 Hz auf optimale Werte für Sprachverständlichkeit und Musikwiedergabe gebracht.Je nach Nutzung beträgt der optimale mittlere Nachhallzeitwert für die Sprache 0,7 Sekunden, für die Musikwiedergabe 0,4 bis 1,2 Sekunden.Voraussetzung für ein angenehmes Musizieren und eine unverfälschte akustische Raumantwort ist die Linearität des Nachhallverlaufs, d. h. Nachhallzeitwerte müssen im Frequenzbereich des menschlichen Gehörs von 60-8000 Hertz annähernd gleich bleibend sein.
Schalleistung und Frequenzspektrum von Musikinstrumenten mit entsprechenden Nachhallzeitrichtwerten
Instrumenten- Klasse
Classe di strumento
Instrument
Strumento
Schall-leistung
Potenza sonora
Dynamik max dB
Dinamica max dB
Frequenzspektrum
Hz
Spettro di frequenza
mittlere Nachhall-zeitrichtwerte [s]
valore medio del tempo di riverberazione [s]
Tiefes Blech
ottoni bassi
Tuba/Bariton
tuba/baritono
hoch
alta
90
25 – 2’000
0,5
Posaune
trombone
95
80 – 10’000
Horn
corno
60 – 7’000
Hohes Blech
ottoni alti
Trompete
tromba
165 –15’000
Schlagzeug
batteria
Perkussionen
percussioni
s.hoch
molto alta
100
50 – 15’000
0,4
Holzbläser
strumenti a fiato in legno
Saxofon/Fagott
sassofono/fagotto
mittel
media
85
60 – 12’000
0,5 –0,6
Klarinette
clarinetto
150 – 10’000
Flöte/Oboe
flauto/oboe
250 – 12’000
Streicher
archi
Violine
violino
niedrig
bassa
70
200 – 10’000
0,7
Viola
viola
130 – 10’000
Cello
violoncello
75
65 – 8’000
Zupfinstrumente
strumenti a corda
Gitarre
chitarra
80 – 10.000
Harfe
arpa
Spinett
clavicembalo
60 – 10’000
Gesang
canto
Einzelstimme
voce solista
90 – 95
80 – 15’000
Chor
coro
0,9 –1,0
Konzertflügel
piano da concerti
25 – 10’000
Orgelraum
sala organo
16 – 12’000
1,0 –1,4
Vortragsraum
auditorium
Vorspiel/besetzt
prove/occupato
1,0
Bühne/Podium
palco/podio
Tanzraum
locale danza
Theorieraum
Aula teoria
Hifi-Anlage
impianto Hi-Fi
16 – 20’000
Aufnahme
registrazione
Studio
studio
110
0,3
Regieraum
locale regia
Aufgrund unterschiedlicher Wirkungsweisen werden Schallabsorber wie folgt unterschieden:
Akustisch korrekt bemessene Oberflächenstrukturen (Vor- bzw. Rücksprünge ≤ ca. 30 cm) sorgen für Schallstreuung im hohen Frequenzbereich, wobei sie eine leichte Dämpfung bewirken.