Wenn Bildung als sozialer Prozess organisiert ist, der sich des Ansatzes der Co-Konstruktion bedient und nach Sinnkonstruktion strebt, kommt der Gestaltung der Interaktionen zwischen pädagogischer Fachkraft und Kind sowie zwischen den Kindern eine zentrale Bedeutung zu.
Gelingende Förderung in der frühen Kindheit setzt insofern bei den pädagogischen Fachkräften ein differenziertes Verständnis der komplexen interaktiven Prozesse sowie einen kompetenten Umgang mit diesen voraus.
Interaktionen stützen sich zum einen auf verbal zielgerichtete Kommunikationsformen, wie Erklären, Beschreiben, Fragen, Erinnern und Erzählen. Sie stellen Teile des zielgerichteten Handelns dar und sind insofern auch die Grundlage für nonverbale Kommunikationsformen und Interventionsmethoden. Diese drücken sich z. B. in der zwischenmenschlichen Atmosphäre, in der Beziehungskultur sowie im emotionalen Zugang der Fachkraft zu sich selbst und zum Kind aus. So kann aufmerksames Zuhören dazu beitragen, eine Atmosphäre des Respekts für die Gedanken und Bemühungen der Kinder zu erzeugen, und das kann den pädagogischen Fachkräften dabei helfen, genauer zu verstehen, was Kinder denken, fühlen und lernen. Die Unscheinbarkeit vieler Kommunikationsformen und Interventionsmethoden beruht häufig auf ihrer Selbstverständlichkeit. Diese Normalitätserfahrungen, die den pädagogischen Alltag durchdringen, verhindern jedoch vielfach, dass ihre positiven oder negativen Wirkungen auf die kindliche Entwicklung ausreichend reflektiert werden. Bei der Einschätzung der Wirkung unscheinbarer Kommunikations- und Interventionsformen auf das Kind können folgende Fragen hilfreich sein: »Reagieren die Kinder positiv auf das Angebot, fühlen sie sich wohl?«, »Erlebe ich sie engagiert, langweilen sie sich, nehmen sie am Geschehen aktiv teil?«. Die sorgfältige Beobachtung der Kinder sowie lernmethodisches Wissen und das Einfühlen in die Situation des Kindes helfen bei der Bewertung der eigenen Kommunikationsformen und pädagogischen Handlungsstrategien. Die sensible Beobachtung des Kindes, die Reflexion und der Austausch im Team geben Aufschluss über den Erfolg der Bildungsformen und der Didaktik.
Eine gute Förderung setzt jedoch nicht nur ausreichendes fachliches Wissen, pädagogische Sensibilität, Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit voraus, sondern verlangt auch nach einer gut überlegten räumlichen, zeitlichen und materiellen Planung der pädagogischen Arbeit. Um Interaktionen fachlich begründet und nicht nur erfahrungsgeleitet zu gestalten, ist die Anwendung hierfür geeigneter allgemeiner und spezifisch-pädagogischer Ansätze erforderlich. Diese helfen, die vielfältigen Interaktionen in der Gruppe so zu gestalten, dass Bildungsprozesse bestmöglich organisiert werden und die Kinder davon profitieren können. Zu diesen Ansätzen zählen insbesondere: Demonstrieren – Beschreiben – Ermutigen, loben, helfen – Erleichtern - Feedback geben – Gruppen bilden – Modellverhalten – Zuhören – Fragen u. a. m. Zu den spezifisch-pädagogischen Ansätzen zählen Co-Konstruktion – Schaffung einer lernenden Gemeinschaft – Reflexion sozialer Phänomene – Philosophieren mit Kindern – Verstärkung – Problemlösen u. a. m.
Diese Interventionsansätze bedingen sich gegenseitig und sind nicht als isolierte Techniken zu verstehen. Sie bieten die Möglichkeit, die Alltagsaktivitäten lernreich zu gestalten und Lernprozesse fachlich begründend zu organisieren. Sie sind unverzichtbar, wenn die pädagogischen Fachkräfte ihr eigenes Handlungsmodell reflektieren. Sie sichern jedenfalls eine höhere Bildungsqualität und tragen zur Stärkung sowohl individueller Lern- und Entwicklungsbiographien als auch zur Effizienz des Bildungssystems insgesamt bei. Eine sorgfältige und kritische Reflexion der pädagogischen Handlungspraxis und ihrer didaktischen Instrumente trägt auf unterschiedliche Weise zur Verbesserung der Bildungsqualität bei. Kinder verschiedenen Geschlechts, unterschiedlicher ethnischer Gruppen und sozialer Herkunft können äußerst differenzierte Lernergebnisse erzielen. Diese Ansätze bieten den pädagogischen Fachkräften eine Grundlage, um die Ausgangssituation des einzelnen Kindes differenziert zu betrachten und Bildungsprozesse differenziert und individualisiert zu gestalten.